Geschichte

Im Februar 1855 wurde Friedrich Stanger in Möttlingen geboren und wuchs unter äußerst ärmlichen Verhältnissen bei seinen Großeltern auf. Ab seinem achten Lebensjahr nahm ihn seine inzwischen mit einem Trinker verheiratete Mutter zu sich. Hier litt er sehr unter seinem Stiefvater, der ihn oft im Jähzorn schlug. Da er auch von seiner Mutter lieblos und ungerecht behandelt wurde, gedachte er bereits mit elf Jahren seinem Leben ein Ende zu setzen.

Bereits in früher Jugend verspürte er ein großes Verlangen nach Gottes Wort und christlichen Liedern, die so ganz anders klangen als Weltmusik, doch untersagte ihm sein Stiefvater die Teilnahme an christlichen Versammlungen. Und dennoch traf ihn das Wort Gottes eines Tages bis tief in sein Herz hinein, als ein Freund ihn mit zu einem Lehrer „in die Stund“ nahm. Tränenüberströmt, jedoch mit einer unbeschreiblichen Freude im Herzen, eilte er nach Hause und durfte in jener Nacht einen tiefen Frieden in seinem kleinen Herzen erfahren.

In Pforzheim kam  er als Goldschmiedelehrling in einer Goldwarenfabrik unter. Hier erlebte er zum ersten Mal eine unbeschwerte Zeit, in der kein unschönes oder gar böses Wort seinen Arbeitsalltag betrübte. Da er nach dreieinhalb Jahren aufgrund des Goldstaubs erkrankte, musste er die Tätigkeit aufgeben und kehrte nach Möttlingen zurück, wo er bei einem Bauern Arbeit fand. Hier erlebte er, wie schnell ein Same auf einem von der Sonne gewärmten Felsen aufgeht und wie schnell der Halm dann später aber auch verdorrt und keine Frucht trägt.

Auf seiner nächsten Station in Stuttgart geriet er in schlechte Gesellschaft und fiel in Trinksucht, so dass er immer wieder seinen Arbeitsplatz verlor. Als einzigen Ausweg aus diesem Morast von Sünde und Elend wollte er sich das Leben nehmen. Hoffnung setzte er nun auf eine Heirat, doch auch dies konnte ihn nicht von seinem Laster befreien. Selbst die Krankheit seiner Frau und der Tod seiner geliebten Tochter konnten ihn nicht frei machen. Doch ein Wort Gottes traf ihn eines Tages tief ins Herz und bewirkte eine völlige, bleibende Veränderung in seinem Leben.

Sieben Jahre dauerte es nun noch, bis er dem schon längst verspürten Ruf nach Möttlingen folgte. Während dessen durfte er an seinem eigenen Leibe die Kraft des Glaubens erfahren. Vier Jahre hielt er bereits Versammlungen, als er 1909 eines Tages deutlich den Auftrag vernahm, die Rettungsarche zu bauen. Es war ihm klar, dass es das Haus war, das er etwa fünfzehn Jahre zuvor in einem Gesicht als ein Haus in einem Ährenfeld außerhalb von Möttlingen gesehen hatte. Glaubend ging er ans Werk und erfuhr auf wunderbare Weise die gnädige Hand Gottes, die den Bauplatz, das Inventar, alle Mittel, die Mitarbeiter und Glaubensbrüder zur jeweils rechten Zeit zur Verfügung stellte, so dass bereits nach wenigen Monaten die „Rettungsarche“ ihren Betrieb aufnahm.

Viele Jahre diente er nun selbstlos in diesem Haus als Hausvater. Und obwohl zahlreiche Menschen durch Auflegung seiner Hände Heilung an ihrem Leib erfahren durften, so war er selber doch sehr leidend, so dass er die letzten Jahre seines Lebens im Rollstuhl zubringen musste. Sein Heimgang fiel in die Anfänge des Nationalsozialismus, dessen Menschenverehrung er beweinte. Da er ein gefragter und viel beachteter Mann war, benutzten sie die Beerdigungsfeier, sich medienwirksam in Szene zu setzen, obwohl es zu Lebzeiten weder Übereinstimmung im Gedankengut noch Akzeptanz gab.

Jahrzehnte hat nun die „Arche“ allem Sturm und Wetter stand gehalten. Unzähligen Menschen wurde dieses Haus zu einem Ort des Segens. Vielen durfte Vergebung von Sünden, Lösung von Gebundenheit und oftmals Heilung von sowohl seelischen als auch körperlichen Gebrechen zuteilwerden. Alle konnten hier den Heiland erleben. Auch heute erfahren wir täglich die treue und gnädige Hand unseres barmherzigen Gottes. Und die Kraft der Erlösung durch das Blut Jesu Christi.

Ja, ER ist derselbe: gestern, heute und in alle Ewigkeit!